Sonntag, 30. Mai 2010

"Zukunft säen - Vielfalt ernten" oder auch "Konzerne stärken, Bauern schwächen?"

von Alexander Logar, redigiert von Lena Fuchs

Zum mittlerweile fünften Mal trafen sich vom 25. bis zum 27. März verschiedenste europäische Saatgut-Initiativen. Das Treffen unter dem Motto „Let’s liberate diversity!“ fand diesmal in der bäuerlichen Steiermark statt. Genauer gesagt, im Volkshaus in Graz.










Lage des Volkshaus Graz


Hauptthema des Treffens ist das neue EU-Gesetz, das ein einheitliches Saatrecht beschließt. Das neue Gesetz würde allerdings, laut Initiatoren, Großkonzerne durch zahlreiche Regelungen stärken und den Kleinbauern das Geschäft schwerer machen. Durch die Stärkung der Großkonzerne würden regionale und bäuerliche Saatsorten gänzlich aussterben. Die Vielfalt der Saatgutsorten könne nur durch eine vielfältiges Angebot von Bauern gerettet werden.

So bietet etwa die Arche Noah eine umfangreiche Sortendatenbank:











Auszug Sortendatenkbank Salat


Indische Kleinbauern kämpfen ums Überleben

Speziell das wirtschaftliche Überleben der Kleinbauern in Entwicklungsländern steht bei der dreitägigen Veranstaltung im Mittelpunkt. Die Vorträge beginnen somit bei Saatrecht und Bauernrechten, mit starkem Fokus auf das indische Gebiet.

Indien ist auf der Veranstaltung das Paradebeispiel für den Kampf der Bauern. Diese sind Indiens wichtigste Saatgutproduzenten. Zuletzt haben sie 85 Prozent des Jahresbedarfs in Höhe von sechs Millionen Tonnen aufgebracht. Laut Angaben der Saatgut-Initiativen dürften die indischen Bauern in wenigen Jahren viel weniger Saatgut-Sorten besitzen als heute. Großkonzerne verkaufen nämlich Bauern billige und immer gleiche Saatgut-Sorten. Das Saatgut ist aber oft voll mit Pestiziden, wodurch die Qualität der Endprodukte sinkt und Bauern von Großkonzernen abhänigig werden.

Vanda Shiva ist Trägerin des Alternativen Nobelpreis und setzt sich mit ihrer Stiftung Navdanya für die Bauern in Indien ein. Auf einer Versuchsfarm züchtet sie einheimische Sorten und gibt diese an Bauern weiter. Damit will sie die Bauern aus der Abhänigigkeit von den Großkonzernen befreien. Ein weiteres Ziel ist es, eine große Vielfalt an Saatgut-Sorten zu bewahren.

Bericht über Saatgut in Indien und Vanda Shiva:



Idealist eines Großkonzerns?

Auch in Europa ist die Diskussion um den größer werdenden Einfluss der Konzerne im Gange. Der deutsche Saatexperte Gebhard Rossmanith hielt dazu einen Vortrag über die wirtschaftliche Entwicklung des Saatgutes. Großkonzerne würden nicht bevorzugt, meint Rossmanith. Laut dem Experten beträgt das Budet eines Unternehmes zum Anbau von Saatgut lediglich eine Million Euro, verteilt auf 25 Jahre. Das wären pro Monat knapp 3.300 Euro.

In der anschließenden Fragerunde wirft ein älterer Herr Rossmanith aber vor, dass diese Zahlen nicht stimmen könnten. Rossmanith handle nur im Sinne seiner Firma. Nach Rossmaniths ausweichender Antwort verlässt der Zuseher erzürnt den Raum. Zeit beim Saatgutexperten nachzufragen. Nach mehreren Ausweichversuchen, gibt Rossmanith schlussendlich zu, für einen Konzern tätig zu sein. Er ist Vorsitzender der „Bingenheimer Saatgut AG“, die selbst ein Sortiment an Saatgut anbietet. Die AG sei aber nicht an Profit, sondern nur am Bestehen der Saatgutkultur interessiert. Auch die Aktionäre seien nicht an Gewinn interessiert, sind diese schließlich erlesen ausgesucht worden. Auf die Großkonzerne fällt, wie so oft auf der Convention, auch diesmal kein gutes Licht.












Vortrag mit Fragerunde im Volkshaus


Wirkung der Veranstaltung bleibt aus


Ob die Saatgut-Convention wirklich eine Hilfe für Bauern und Züchter war, bleibt offen. Die Situation in Indien wurde zwar klar thematisiert, allerdins wurden keine Lösungsvorschläge erarbeitet. Gegen das neue EU-Gesetz bereits läuft eine Kampagne. Ob dadurch aber die Bauern nachhaltig gegen die Großkonzeren gestärkt werden können, ist ungewiss.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen