Freitag, 28. Mai 2010

Iss was Gscheit's

Saatgut ist für viele von uns nicht mehr, als die Ursprungsform von Getreide und Gemüse, die es im Gartencenter zu kaufen gibt. Für zahlreiche Landwirte und Umweltaktivisten ist es jedoch mittlerweile zu einem Reizthema geworden. Sie machen sich Sorgen um die Zukunft der Vielfalt unserer Lebensmittel.

von Markus Hasenberger. Redigiert von Andrea Feierl

Vom 25. bis 27. März 2010 fand im Grazer Volkhaus die Konferenz „Zukunft säen – Vielfalt ernten“ statt. 160 Teilnehmer aus 18 Ländern nahmen daran Teil. Sie diskutierten über einen wichtigen Bestandteil der Landwirtschaft: das Saatgut.
Dabei wurde deutlich, dass die Aktivisten eine gemeinsame Sorge, um die Vielfalt der Lebensmittel und die Existenz von Kleinbetrieben teilen. Sie stellen fest, dass die EU immer mehr den großen Konzernen wie Bayer in die Hand spielt und sich nicht genug um kleinere Höfe kümmert.
Über die drei Tage verteilt, gab es zahlreiche Podiumsdiskussionen, Workshops und Arbeitsgruppen zu dem Thema. Die Landwirte verfassten dabei Forderungen an die EU, mit denen sie ihre Situation wieder verbessern wollen.

Konkret verlangen die Teilnehmer:

  • das Recht ihr eigenes Saatgut anzubauen, weiterzugeben und verkaufen zu dürfen
  • Förderungen für den Anbau seltener Sorten
  • das Verbot von Gentechnik in der Landwirtschaft
  • das ausnahmslose Verbot von Patenten auf Pflanzen und Tiere und damit die Erlaubnis Arten nachzuzüchten, ohne dafür bezahlen zu müssen
  • die Förderung ökologischer Bauernhöfe statt von Großbetrieben, die nicht zwar gewinnbringend aber nicht nachhaltig arbeiten

Neue Richtlinien

Laut Aktivisten kontrollieren die zehn größten Saatgut-Konzerne rund 60% des Saatgutmarktes. Das soll sich bald ändern. Die EU arbeitet derzeit an neuen Richtlinien zum Thema Saatgut , die Ende 2010 in Kraft treten sollen. Was sie genau beinhalten, kann allerdings niemand sagen. Auch eine Anfrage beim Landwirtschaftsressort der EU hat nicht viel mehr Licht ins Dunkle gebracht. Die offizielle Antwort von Muriel Laugel (Health and Consumers Directorate General) lautet:

„Wie für alle anderen EU-Gesetzgebungen gilt: Alle relevanten Akteure, die sich mit der Qualität, der Vermarktung und dem Schutz von Saatgut und Pflanzenvermehrung befassen, (kleine, mittel und große Saatgutindustrie, Händler, Landwirte, Verbraucher, staatliche Behörden… ) werden durch die Kommission konsultiert und befragt. Es hängt dann von den Mitgliedstaaten ab, über die Vorschläge zu entscheiden, die von der EU Kommission gemacht werden.“

Im Garten ist die Hölle los

Der Markt der Vielfalt bietet große Auswahl an Saatgut

Zur selben Zeit fand im Grazer Augarten der gut besuchte "Markt der Vielfalt" statt – biologisch angebaute Erdäpfel und Paradeiser ließen die Herzen aller Biofans höher schlagen. Hier gab es die verschiedensten Sorten von Gemüsearten zu kosten und Erfahrungen mit seltenem Saatgut konnten wurden ausgetauscht. Allerdings stand der gesellschaftliche Aspekt im Vordergrund. Über die im Volkshaus laufende Tagung wussten die vielen Standbetreiber kaum Bescheid. Sie beschäftigen sich lieber mit ihrem Gemüse und diskutieren über den Geschmacksunterschied von Tomatenroten, als Forderungen an die EU zu entwerfen.
Auch innerhalb der Gruppe spiegelt sich also die Vielfalt in der Landwirtschaft wieder. Wie sich die Bewegung „Zukunft säen“ in den kommenden Monaten verhalten wird, bleibt abzuwarten. Die nächsten Wortmeldungen der Aktivisten werden nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Erfahrungen und Tipps werden ausgetauscht

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