Freitag, 28. Mai 2010

Polylog mit der Natur

von Daniela Kainer, redigiert von Ann-Marie Stark



Wir ernten, was wir säen – Kräuter, Gemüse, Integration, Verständnis, Freundschaft. Der Verein Gartenpolylog steht für den Dialog mit gleichberechtigten Partnern, die Natur eingeschlossen.

In Österreich sind sie bereits zahlreich vertreten: Zehn in Wien, zwei in Tirol und Kärnten und je einer in Salzburg, Niederösterreich und der Steiermark: Interkulturelle Gemeinschaftsgärten unter dem Verein Gartenpolylog. Das Ziel des Vereins schnell erklärt: Es geht um den lebendigen Austausch zwischen Menschen verschiedener Herkunft im Medium Natur. Das gemeinsame Gärtnern und die damit verbundenen sozialen Tätigkeiten sollen Menschen, unabhängig von ihren kulturellen Wurzeln, in die Gesellschaft hineinführen, so Ursula Taborsky, Vorstandsmitglied des österreichweiten Netzwerks Gartenpolylog für Interkulturelle Gärten. Sie hat den Verein nach mehrjähriger Arbeit bei Arche Noah in Schiltern, einem Verein zur Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt, 2007 mitbegründet. Für Taborsky ist der Garten ein Entfaltungsraum für benachteiligte Menschen, die durch das gemeinschaftliche Arbeiten miteinander in Kontakt treten und ihren Horizont erweitern.

Einige halten ihre Erfahrungen auch im Internet auf eigenen Blogs fest. Der Heigerleingarten vergibt Beete und schafft so einen Nachbarschaftsgarten, an dem jeder der Lust am Gärntern hat, mitmachen darf.

Wissen anbauen und austauschen“

Alle Gärtner und Gärtnerinnen sollen den richtigen Umgang mit der Natur und untereinander lernen. Im Vordergrund steht der gegenseitige Austausch von Wissen und Erfahrung. Wichtig dabei ist, dass alles auf freiwilliger Basis passiert, keiner wird zum Mitarbeiten gezwungen. In den Interkulturellen Gemeinschaftsgärten finden regelmäßige Treffen statt, bei denen die Teilnehmenden kulturelle Veranstaltungen organisieren, den Gießplan festlegen und über die richtige Bewirtschaftung diskutieren. Und selbstverständlich wird gegärtnert! Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, alles was in unseren Gefilden wachsen kann, wird gesät: Orientalische Kräuter neben heimischen Tomaten und Salaten, türkische Gewürze neben bunten Blumen.

Ausgetauscht werden aber nicht nur Tipps rund ums Ernten und Säen, sondern auch Samen. Saatgut aus verschiedenen Ländern wird so erhalten und kann nach der Ernte wieder verwendet werden. „Der Sinn des Samens liegt in seiner Wiederholbarkeit“, erklärt Taborsky. Deswegen ist es wichtig, dass es weiterhin `samenfeste´ Sorten gibt, die man selbst anbauen, vermehren und untereinander austauschen und weitergeben kann.



Die Riesen der Saatgutbranche

Weltweit führende Konzerne, darunter Monsanto und Bayer, beanspruchen jedoch ein Saatgutmonopol für sich. Das habe laut Taborsky weitreichende wirtschaftliche Folgen für die heimische Landwirtschaft und unser Saatgut. Denn diese Firmen vertreiben Hybridsamen, welcher nach einmaliger Aussaat nicht wieder verwendet werden kann. Er kann sich nicht mehr richtig fortpflanzen und verliert somit seinen eigentlichen Sinn. Um dem entgegen zu wirken, haben sich aus vielen Ländern Europas Saatgutinitiativen unter dem Motto "Let's liberate diversity" zusammengeschlossen. Beim diesjährigen Treffen in Graz Ende März arbeiteten sie an dem gemeinsamen Ziel, Saatgut weiterhin selbständig züchten und weitergeben zu können.


Garden in the City

Die meisten Gemeinschaftsgärten befinden sich in der Stadt. Denn anders als auf dem Land fehlt es vielen Menschen im städtischen Gebiet an nötigen Grünflächen, um selbst einen Garten zu pflegen. Der Wunsch nach selbst angebauten Nahrungsmitteln ist groß und so wird mit den Gärten ein starkes Bedürfnis der Stadtmenschen befriedigt. Der Genuss von frischem und gesundem Gemüse wird aber um etwas Wesentliches ergänzt: das Erlebnis, Lebensmittel selbst zu säen und zu ernten. Für Taborsky ist das „ein wichtiger Bestandteil um das Leben vollständig zu machen“.


Interkulturell heißt international

Der Verein Gartenpolylog orientiert sich am Konzept der Organisation Community Gardening, die es seit den 80er Jahren in den USA und Kanada gibt. „Unser Verein soll Interkulturelle Gärten fördern und bekannter machen“, sagt Vorstandsmitglied Taborsky und bringt die Idee hinter ihrem Verein auf den Punkt. Die Wirkung nach außen sei wichtig, damit könne man Leute auf die Gemeinschaftsgärten aufmerksam machen. Auch in Deutschland und in der Schweiz hat sich de Verein Internationale Gärten bereits etabliert.

Im niederösterreichischen Greifenstein befindet sich der Internationale Garten "flysch". Dort betreuen Asylwerber die Beete und verkaufen die geernteten Produkte.

Das Ziel der Vereine bzw. Gärten ist überall dasselbe: Integration und Nachbarschaftshilfe durch den gegenseitigen Austausch von Wissen und Fähigkeiten, Samen und Früchten, Erfahrungen und Erlebnissen.

Nützliche Links:

Verein Gartenpolylog

Arche Noah

Let´s liberate diversity

Monsanto

Bayer

Hybridsamen

Community Gardening

Internationale Gärten

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