Freitag, 28. Mai 2010

Schutz = Impfung?

VON ANDREA FEIERL. REDIGIERT VON CHRISTINE DRECHSLER.

Schutz = Impfung?

Es scheint langweilig, dass die Europäische Saatgutinitiative nach dem Motto „Let's Liberate Diversity“ über Pflichtimpfungen bei Nutztieren diskutiert. Jedoch geht es hier um die Einschränkungen der freien Entscheidung und der Eigenverantwortung des einzelnen Menschen. Alles nur zum Schutz für die Tiere?

Speziell die Pflichtimpfung gegen die Blauzungenkrankheit ist ein großes Thema bei der "Zukunft säen - Vielfalt ernten"-Konferenz, die vom 25. - 27. März 2010 in Graz stattfindet. Die anwesenden Landwirtinnen und Landwirte sind sich einig: "Diese Pflichtimpfung sei der Inbegriff der Einschränkung ihrer Selbstbestimmung." Die Bäurinnen und Bauern möchten selbst entscheiden, welche Tiere sie züchten und wogegen sie diese impfen.

Landwirte: "Schikanemaßnahme der Regierung"

In einem winzigen Garten in Graz haben sich TeilnehmerInnen der Konforenz versammelt um Erfahrungen auszutauschen und einen gemeinsamen Tenor zu finden. Die DiskutantInnen sind aus der ganzen Welt angereist - sie verständigen sich haupsächlich auf Französisch. „Es ist vollkommen unnötig gegen eine Krankheit zu impfen, die es bei uns nicht gibt. Wir haben den Eindruck, dass das eine reine Schikanemaßnahme der Regierung ist, ein Vorwand das Vieh in Österreich zu registrieren um die Zucht überwachen zu können“, sind die Landwirtinnen und Landwirte einer Meinung.

Viele berichten von negativen Erfahrungen nach einer Impfung: Fehlgeburten, Fieber und erhöhte Zellzahlen kommen nicht selten vor. Auch Erfahrungsbericht im Internet bestätigen, dass es nach dem Tierarztbesuch immer wieder Probleme gibt.

Über Zecken, Menschen und Fliegen

„Kann nicht sein!“, meint Tierarzt Dr. Georg Stanek. Die Impfung sei ungefährlich solange sie richtig durchgeführt werde und die Tiere nicht unter Stress stehen. „Ich habe mehrere hundert Rinder geimpft und bei keinem einzigen hatte mit irgendeiner Art von Folgeschäden zu kämpfen“, berichtet der Tierarzt. In den Augen des zuständigen Veterinäramtes ist die Impfung notwendig um eine Verbreitung in Österreich zu verhindern. Die Krankheit könne über Zecken und Fliegen verbreitet werden, wird allerdings nicht von Tier zu Tier übertragen. Für den Menschen ist sie völlig ungefährlich, da sie nur Wiederkäuer befallen kann.

In Österreich gibt es bisher nur wenige dokumentiere Fälle. Das erste Mal konnten Antikörper, die sich während der Krankheit gebildet hatten, im November 2008 in der Milch einer Kuh in Oberösterreich festgestellt werden. Das Tier zeigte keine Symptome, die auf die Blauzungenkrankheit hingewiesen hätten. Trotzdem war diese Kuh der Auslöser für die flächendeckende Impfpflicht in Österreich.

Behörden strafen

Im Schnellverfahren wurde der Impfstoff geprüft, bevor die ersten Tiere geimpft wurden. Ob Klein-, Bio-, Milch-, oder Mastbetrieb, alle österreichischen Bäurinnen und Bauern musste Ziegen, Kühe und Schafe innerhalb weniger Monate impfen lassen. Nach den ersten Berichten über Folgeschäden der Impfung begannen Landwirtinnen und Landwirte, sich zu wehren und die Maßnahme zu verweigern. Die zuständigen Behörden kommentierten dies mit der Androhung hoher Geldstrafen.

Ein Fall aus Deutschland dokumentiert sogar, dass ein Bauer, der sich weigerte seine Tiere zu impfen, in Gefängnis musste:


Impfpflicht in Österreich aufgehoben


Die gut 20 weit angereisten Betroffenen auf der "Saatgutconvention" verstehen nicht, warum sie gezwungen wurden, ihre Tiere zu impfen. Für sie ist es ein Beispiel für den Kontrollwahn der Regierung. Dieser verwehrt ihnen auch die Förderung für die Zucht seltener Nutztierrassen, da gewöhnliche Fleischrassen in der Verarbeitung mehr Ertrag bringen. Vor der Krankheit fürchten sie sich weniger, als davor ihr Selbstbestimmungsrecht zu verlieren.

Müssen die Bäurinnen und Bauern vor sich selbst geschützt werden? Muss man wirklich zur Zwangsimpfung greifen, auch wenn es um reine Vorsichtsmaßnahmen geht? Die Meinungen gehen hier auseinander. Feststeht, dass die Impfpflicht in Österreich wieder aufgehoben wurde. In Frankreich allerdings existiert sie weiterhin.

Die Landwirte fühlen sich übergangen. Die Regierung fühlt sich dadurch bestätigt, dass die Krankheit bis jetzt nicht verbreitet ist. Wer für die Impfschäden aufkommen wird und ob es ohne die Impfung eine Epidemie gegeben hätte, bleibt ungeklärt.


zusätzliche interessante Links:

Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit, Blauzungenkrankheit

European Food Safety Authority, Blauzungenkrankheit


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